Endodontie PLUS
Zahnerhaltung – unsere wichtigste Aufgabe!
Die Zahnerhaltung ist eine der wichtigsten und gleichzeitig auch eine der faszinierendsten Aufgaben in der Zahnmedizin, deshalb beschäftigen wir uns in unserer Praxis seit Jahren intensiv mit diesem Teilbereich. Die moderne Endodontie hat gerade in den letzten Jahren eine immense wissenschaftliche und technologische Entwicklung durchlaufen, die es uns heute ermöglicht, Ihre Zähne mit einer immer besser werdenden Prognose zu erhalten. Dabei unterscheidet sich die moderne Endodontie maßgeblich von herkömmlichen Wurzelkanalbehandlungen im Hinblick auf die eingesetzten Technologien, die Einzelschritte zur weitestgehenden Beseitigung der bakteriellen Besiedelung aus dem Wurzelkanal und den dafür notwendigen Einsatz von Zeit und personellen Resourcen.
Karies, Unfälle und Fehlbelastungen, aber auch ausgedehnte konservierende oder prothetische Versorgungen können Entzündungen des Wurzelkanalsystems verusachen. Ist die Pulpa einmal bakteriell infiziert, wird ein unumkehrbarer Entzündungsprozess in Gang gesetzt. Dieser kann, wenn er unerkannt bleibt und nicht rechtzeitig behandelt wird, zur Knocheninfektion bis hin zum Abszess führen. Klinische Zeichen sind u. a. Schmerzen, dauerhafte Überempfindlichkeiten oder Schwellungen des Zahnfleischs.
Das Wurzelkanalsystem ist aufgebaut wie ein Baum mit seinen zahlreichen Ästen: Vom Hauptstamm (Wurzelkanal) gehen radiär eine Vielzahl von Seitenästen ab, die nach dem Absterben der Zahnpulpa allesamt einer bakteriellen Besiedelung unterliegen.
Während bei der herkömmlichen Wurzelkanalbehandlung lediglich die Hauptkanäle gereinigt und verfüllt werden, ist das Ziel der modernen Endodontie, auch die dünnen Seitenkanäle von Bakterien und Gewebsresten zu befreien.
Denn gerade die feinen Verästelungen der Seitenkanäle sind maßgeblich für das Scheitern herkömmlicher Wurzelkanalbehandlungen verantwortlich.
Endodontie – drei wesentliche Faktoren zum Erfolg
PAD – Photoaktivierte Desinfektion
Eine wesentliche Schlüsselrolle zur Keimbeseitigung spielt in der modernen Endodontie die photodynamische Therapie, ein Verfahren, das in der Lage ist Bakterien zu 99,9% zu eliminieren.
Hierzu wird ein „Photosensitizer“ – eine stark verdünnte Farbstofflösung (Toloniumchlorid) – in den Wurzelkanal eingebracht und mit Laserlicht einer auf diesen Farbstoff exakt abgestimmten Wellenlänge (635nm) sowie einer Leistung von bis zu 100 mW für eine definierte Zeitspanne bestrahlt. Hierdurch gibt der Farbstoff Energie an den im Umfeld gelösten Sauerstoff weiter, der in ein reaktionsfähiges Energieniveau gehoben wird und dadurch die Zellwände der Bakterien zerstört.
Diese Wirkungsweise der Zerstörung der Bakterienzellwand entspricht derjenigen von Penicillin, ist jedoch vollkommen antibiotikafrei. Gleichzeitig wird durch die stark antiseptische Wirkung die Matrix des Biofilms geschädigt, was die Nachhaltigkeit der Keimdesinfektion stark erhöht. Ein effizienteres antibiotikafreies Desinfektionsverfahren besteht derzeit für die Endodontie nicht.
Thermoplastische Obturation
Der im Rahmen der endodontischen Aufbereitung und Desinfektion entstandene und weit verzweigte Hohlraum muss hermetisch mit einer Wurzelfüllung verschlossen werden. Ansonsten kann es zu einer erneuten Keimbesiedlung mit einer sich anschließenden Knochenmarksentzündung kommen. Da nun jedes Wurzelkanalsystem eine individuelle Form und keinen kreisrunden Querschnitt hat, füllen herkömmliche Wurzelfüllungen durch die Verwendung genormter und im Querschnitt runder Guttaperchastifte lediglich das Zentrum des Hauptkanals aus. Hierdurch entstehen in allen ovalen Abschnitten des Wurzelkanals ungefüllte Bereiche, die eine erneute Keimbesiedelung begünstigen.
Bei der thermoplastischen Obturation hingegen wird erwärmtes Füllmaterial in das Wurzelkanalsystem eingebracht und komprimiert. Das warme Material passt sich somit der individuellen Anatomie des Wurzelkanals an und füllt den Hohlraum wanddicht aus. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für eine langfristig gute Prognose zum Erhalt des Zahnes geschaffen.
Adhäsiver Verschluss
Abschließend erfolgt der Verschluss des Zahnes mit einer Compositfüllung, um einer Reinfektion vorzubeugen. Damit der Zahn eine optimale Stabilität erhält, verankern wir diese Verschlussfüllung zusätzlich durch ein spezielles Klebeverfahren in den Wurzelkanälen.
Prognose – Ausblick
Trotz aller unserer Bemühungen, Ihren Zahn bestmöglich zu erhalten, können wir den Therapieerfolg nicht garantieren. Zwar sind die Erfolgsaussichten durch die moderne Endodontie immens gestiegen, 100 Prozent werden wir jedoch in der Medizin niemals erreichen können.
Dennoch, der Erhalt Ihrer Zähne ist uns jede Mühe wert!
Endodontie und Allgemeingesundheit
In einem infizierten marktoten Zahn befindet sich ein Gemisch aus Bakterien, Viren, Pilzen und Endotoxinen. Da abgestorbene und chronisch infizierte Zähne keine Möglichkeit haben, über einen warnenden Schmerz den Organismus auf die Entzündung aufmerksam zu machen, verbleiben solche gesundheitsgefährdenden Zähne meist über einen langen Zeitraum unbehandelt in der Mundhöhle.
Während dieser Zeit gelangt das Keimgemisch kontinuierlich über die Haupt- und Seitenkanälchen des Zahnes in das umliegende Knochengewebe, von wo aus es über die Markräume des Kieferknochens in die Blutbahn des Körpers übergeht. Hier wird es zu anderen Organen transportiert und belastet somit den Körper und das Immunsystem in nicht unerheblicher Art und Weise.
In erster Linie sind hier die kardiovaskulären Erkrankungen mit der Entstehung einer Herzklappen- und Herzmuskelentzündung zu nennen, aber auch die koronare Herzkrankheit, Diabetes, Gelenkerkrankungen, Nieren- und Lungenerkrankungen werden auf chronisch infizierte Zähne zurückgeführt.
Heute gibt es zahlreiche Studien, die den Zusammenhang zwischen lokalen Wurzelentzündungen und Allgemeinerkrankungen hinreichend belegen:
- „Entzündungen endodontalen Ursprungs erhöhen das Risiko für koronare Herzkrankheiten v. a. bei Männern, die jünger als 40 Jahre sind“ (CAPLAN et al. 2006: Journal of Dental Research 85. 996-1000)
- „Chronische Wurzelspitzeninfektionen führen zu einem 2,79fach erhöhten Risiko für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit“ (RODRIGUEZ et al. 2014: Association between chronic apical periodontitis and coronary artery disease. Journal of Endodontics 40. 164-67)
- „Bei einer chronisch apikalen Parodontitis ist ein Anstieg der allgemeinen Entzündungsmarker (CRP, IL-1, IL-2, IL-6, ADMA) sowie der Immunglobuline (IgA, IgG, IgM) im Blut nachweisbar“ (GOMES et al. 2013: Can apical periodontitis modify systemic levels of inflammatory markers? A systematic review and meta-analysis. Journal of Endodontics 39. 1205-17)
- „Es besteht eine positive Korrelation zwischen chronisch apikaler Parodontitis an nicht wurzelbehandelten Zähnen und der Arteriosklerose“ (PETERSEN et al. 2014: The association of chronic apical periodontitis and endodontic therapy with atherosclerosis. Clinical Oral Investigations 18. 1813-23)
Somit ist die endodontische Behandlung eines toten Zahnes nicht nur im Hinblick auf Ihre Mundgesundheit, sondern auch unter Berücksichtigung Ihrer Allgemeingesundheit von großer Bedeutung. Je besser hierbei die Eliminierung der Keimbelastung aus dem Wurzelkanal gelingt, desto besser können Allgemeinerkrankungen trotz des Erhalts dieser Zähne vermieden werden. Wir empfehlen Ihnen daher, für Ihre Zahn- und Allgemeingesundheit die Möglichkeiten unseres modernen „Endodontie PLUS“ Konzepts zu nutzen.